Sonderforschung
„Der Philosoph behandelt eine Frage; wie eine Krankheit.“
Ludwig Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen, §255
„…das Versicherungswesen selbst interessiert mich sehr…“
Franz Kafka, Brief an Hedwich W., Prag, Anfang Oktober 1907
SFB001 “Thomas Temme”:
GESUNDES WISSEN UND KRANKES
Mit der Etablierung des SFB001 “Thomas Temme“ geht das Institut für Zeitgenossenschaft IFZ nach der erfolgreichen Integrierung der Viertmittelforschung in sein Forschungsprojekt Die 100 wichtigsten Dinge erneut neue Wege der Wissenschaftsfinanzierung. Der SFB001 ist innerhalb der Privatmittelforschung der unumstritten privateste Sonderforschungsbereich, der jemals ins Leben gerufen wurde.
Forschungsfrage
Der SFB001 ist eine auf 6 Monate angelegte Forschungseinrichtung, die es sich zur Aufgabe macht, das Spannungsfeld von gesundem und krankem Wissen zu ergründen. Das Institut für Zeitgenossenschaft IFZ geht bei seinem Forschungsvorhaben davon aus, dass eine bisher weitestgehend unbemerkte Auseinandersetzung mit der Dichotomie aus gesundem und krankem Wissen in Philosophie und Literatur bis in die Antike zurückzuverfolgen ist. In zahlreichen Beispielen lässt sich der Glaube verorten, dass bestimmtes Wissen krank, anderes wiederum gesund mache oder dass ein bestimmter krankheitsbedingter körperlicher Zustand besonders förderlich für existenzielles Denken sei.
Ziele
In einem ersten Schritt soll es in diesem Kontext um das Herausarbeiten eines Zusammenhangs zwischen bestimmten Denkfiguren und sehr spezifisch an dieses Denken geknüpfte Krankheiten gehen. Kulturgeschichtlich lässt sich bei einer Vielzahl von Autoren und Philosophen ein ebensolcher Zusammenhang zwischen Krankheit und theoretischer Arbeit, zwischen Gesundheit und konzeptuellem Denken herstellen. Die von Ludwig Wittgenstein formulierte Auffassung, dass bestimmte Probleme und Fragen wie Krankheiten erforscht werden können, lässt sich – so eine These des IFZ – auch umkehren: bestimmte Krankheiten sollten wie philosophische Fragen erforscht werden. Ein solcherart krankes Wissen ist bis heute weitgehend unerforscht, geschweige denn als Problem gelöst. Womöglich sind bestimmte Krankheiten der Denkenden letztlich nichts anderes als Fragen, die niemals gelöst, sondern nur zum mehr oder weniger heilenden Verschwinden gebracht werden können. Das Institut für Zeitgenossenschaft IFZ erhofft sich, mit den Erkenntnissen aus diesem Forschungsprojekt auch einen entscheidenden Beitrag zu aktuellen Debatten um Risikoabschätzung für Erkrankungen und die Bedeutung des Solidarprinzips liefern zu können.
Methode
Neben der klassischen Recherche und Textarbeit besteht die zeitgenossenschaftliche Methode vor allem auch darin, abseits der herkömmlichen Forschungsterritorien und jenseits der akademischen Bürokratie und Verwaltung Partner zu finden, die aufgrund ihrer Tätigkeiten in anderen sozialen, ökonomischen und administrativen Bereichen ein Wissen mit sich bringen, das der Wissenschaft zumeist verschlossen bleibt und somit zu oft keinen Weg in geisteswissenschaftliche Thesenbildung findet. Diese den theoretischen Horizont erweiternden Anknüpfungspunkte umfassen, dem Thema geschuldet, zunächst das gesamte Spektrum der Gesundheitssphäre, der medizinischen Versorgung oder der Pflege. In der speziellen Ausrichtung dieser Privatmittelforschung finden die Forschungsfeldkonturierung und somit der Erkenntnisfortschritt zudem und wesentlich stets im engen Austausch mit dem Förderer Thomas Temme statt, dessen Curriculum und berufliche Kenntnisse, alltägliche Erfahrungen und Perspektiven den Blick für die Verschriftlichung dieses Vorhabens und das finale Ergebnis entscheidend schärfen werden.